Veranstaltung: | Antrag LDK 2019 (Lindau) |
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Antragsteller*in: | Franziska Büchl (München KV) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 26.08.2019, 21:14 |
A1: 10-Punkte Programm für grüne Sportpolitik in den Kommunen
Antragstext
Wer über gesellschaftlichen Zusammenhalt, Identität und Teilhabe spricht, muss
auch über Sport sprechen. Sport hält nicht nur fit und gesund, ermöglicht
Wettkampf und schafft Rekorde, er bringt vor allem Menschen zusammen,schafft
Gemeinsamkeiten und begründet Gemeinschaften. Beim Sport ist es nebensächlich,
was wir verdienen, woher wir kommen, welche Sprache wir sprechen, welches
Geschlecht oder welche sexuelle Orientierung wir haben. „Was zählt, ist auf dem
Platz“, heißt es im Fußballjargon und dort geschieht das meiste spielerisch –
auch ohne Worte. Gerade zum Gelingen von Integration und Inklusion kann der
Sport einen wichtigen Beitrag leisten, nicht zuletzt dank seiner hohen Relevanz
mit mehr als fünf Millionen Sporttreibenden alleine in Bayern.
Damit dies gelingen kann, muss aber die Politik auch die Rahmenbedingungen dafür
schaffen, dass Sportangebote auch in kleinen Kommunen erhalten bleiben und nicht
nur wenige profitieren. Durch unseren 10-Punkte Plan setzen wir daher die
Rahmenbedingungen für eine faire und nachhaltige Gestaltung von Sportangeboten
in Kommunen, an denen alle teilhaben können.Sport für alle statt reine
Spitzensportförderung.
1. Sport für alle statt reine Spitzensportförderung
Wir wollen Sportangebote für alle, unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft
und Einkommen. Wer Sport treiben möchte, sollte das tun. Daher sollen Kommunen
günstige Angebote finanzieren, die es auch einkommensschwachen Personen
ermöglichen, an sportlichen Aktivitäten teilzunehmen.
Leistung darf nicht das Kriterium sein, das ausschlaggebend ist, ob Sport
betrieben wird. Daher wollen wir diversifizierte Breitensportangebote. Der
Spitzensport sollte allen exemplarisch zeigen, wie es richtig geht. Er muss
transparent sein, muss Doping und Betrug verurteilen und für einen fairen Umgang
miteinander werben. Fairplay beginnt bereits im Sportverein vor Ort! Bei den
Vergaberichtlinien für Großveranstaltungen schauen wir Grüne weiter genau hin
und wollen beweisen, dass auch ökologisch nachhaltige Sportgroßveranstaltungen
möglich sind. Gleichzeitig muss der Fokus kommunaler Sportpolitik auf dem
Breiten- und Amateursport liegen. Die Ausrichtung der Nachwuchsförderung mit
erhöhtem Leistungsdruck auf Kinder und Jugendliche im Vereinssport lehnen wird
ab.
2. Integration durch Sport erleichtern
Sport schweißt Menschen zusammen – egal woher sie kommen und kann deswegen ein
entscheidender Faktor für gelungene Integration sein. Zugezogenen oder
geflüchteten Menschen möchten wir daher noch leichteren Zugang zum organisierten
(Vereins-)Sport ermöglichen. Deswegen unterstützen wir Vereine und Verbände
darin, dass Sportlerinnen und Sportler aus dem Ausland schnell und
unbürokratisch ihr Spielrecht erhalten. Übungsleiter*innen und Trainer*innen
sollen gezielt im interkulturellen Bereich gefördert werden. Daneben wollen wir
Projekte für interkulturelles Training im organisierten Sport mit möglichst
vielen teilnehmenden Vereinen und in Kooperation mit den Sportverbänden starten.
3. Barrierefreiheit schaffen
Bewegung und die Freude an Bewegung sind etwas sehr Positives, das allen
Menschen offenstehen sollte. Oftmals scheitert dieser Ansatz jedoch an baulichen
Rahmenbedingungen wie etwa fehlenden Toilettenanlagen und Aufzügen für
Rollstuhlfahrer*innen, zu steilen Rampen oder fehlenden Leitsystemen. Wir wollen
die Liste der Hindernisse für sportbegeisterte Menschen mit Behinderung
systematisch und nachhaltig beheben. Grundsätzlich braucht der Handicap-Sport
eine größere Bühne. Wir machen uns stark für Wettkämpfe an prominenten
öffentlichen Plätzen, damit Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung die
Anerkennung erhalten, die sie verdienen.
4. Sportförderung gendersensibel gestalten
Wir wollen gendergerechte Sportanlagen! Sport wird von allen Menschen ausgeübt,
egal ob jung oder alt, und egal welchen Geschlechts. Grüne Sportpolitik stellt
sicher, dass Sportangebote Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen
ausreichend berücksichtigt. Gelder für Sportangebote sollen so verteilt werden,
dass insbesondere auch Angebote, die sich dezidiert an Frauen* richten,
besonders gefördert werden. Sportanlagen sollen so gestaltet werden, dass sich
Frauen* darin gut und sicher fühlen und Angsträume vermieden werden. Das beginnt
bei der Situierung der Umkleideräume und endet bei der Gestaltung der
Gaststätte.
5. Null Toleranz für Diskriminierung
Wir Grüne setzen uns dafür ein, dass der Sport ein Ort für Toleranz und
Gleichstellung sind. Wir treten jeder Form von Diskriminierung, sei es
Frauenfeindlichkeit, Homophobie, Rassismus, Diskriminierung von Menschen mit
Behinderungen oder andere Erscheinungsformen von Diskriminierung entschieden
entgegen. In der kommunalen Sportpolitik machen wir zur Leitlinie für
Förderrichtlinien, dass sich alle Sportvereine, Fanorganisationen und
Sporttreibenden als Vorbilder gelebter Toleranz und Integration verhalten. Ziel
muss es sein, Vorurteile, wie beispielsweise gegen queere Menschen im Sport und
Geflüchtete, in der Breite weiter abzubauen.
6. Sport im Bildungsbereich neu denken
Die Schule kann ein wichtiger Baustein sein, um Kindern Spaß am Sport zu
vermitteln, was ein wichtiger Faktor für ein gesundes Leben ist. Im Zentrum des
Sportangebots in der Schule soll dabei die Freude an der Bewegung stehen und die
Wertschätzung aller Körper, nicht die Bewertung von Leistung. Schulhöfe sollen
daher so gestaltet werden, dass sie zur Bewegung einladen. Ergänzend zum Angebot
durch das Lehrpersonal der Ausbildungseinrichtungen sollen enge Kooperationen
mit außerschulischen Sportvereinen gepflegt werden.
7. Ausreichend Infrastruktur schaffen und Bewegung im öffentlichen Raum
verankern
Basis des Sports in den Kommunen sind die Sportvereine genauso wie die nicht
organisierten Sportmöglichkeiten. Beide Säulen sind wichtig für ein vielfältiges
und umfassendes Angebot.
Die Sportinfrastruktur mit ausreichend Sportstätten hinkt in vielen Kommunen der
wachsenden Nachfrage hinterher. Das wollen wir ändern. Wir sprechen uns für
kommunale Sportstätten-Investitionsprogramme aus und bringen
Sportentwicklungsplanungen für alle sportinteressierten Bürger*innen in den
Kommunen auf den Weg. Wir werden mehr öffentliche Sportplätze und Sportangebote
wie Bolzplätze, Tischtennisanlagen oder Fitnessparcours schaffen. Eine
nachhaltige Sportpolititk, wie wir Grüne sie wollen, plant dabei die
Sportinfrastruktur so, dass Sporteinrichtungen bequem per Rad, zu Fuß oder mit
öffentlichen Nahverkehrsmitteln erreicht werden können und über ausreichend
überdachte Möglichkeiten zum Abstellen von Fahrrädern verfügen.
Wir setzen uns neben dem Bau klassischer Sportanlagen dafür ein, dass
niedrigschwellige, nicht kommerzielle Angebote im öffentlichen Raum geschaffen
werden, die zu Bewegung einladen. So können abends ungenützte Pausenhöfe
geöffnet und begrünte Plätze genutzt werden, um wohnortnahe, konsumzwangfreie
Orte zu schaffen, an denen niedrigschwellige Anreize zur Bewegung stattfinden
können. Bei der Stadtteilentwicklung soll die Sportflächenentwicklungsplanung
bereits immer mitgedacht werden und integriert sein.
Immer muss unser Augenmerk auch auf neue – oder zumindest bei uns neue –
Sportentwicklungen gerichtet sein. Ob Parcouring oder Isarsurfen, Slackline oder
Bouldern – gerade junge Menschen suchen neue Formen Sport zu treiben und
brauchen dafür ausreichend Platz im öffentlichen Raum. Auch sollten wir Vereine
ermuntern ihre Anlagen auch jenseits der traditionellen Angebote zu öffnen.
Kommunale Sportpolitik wird sich in vielerlei Hinsicht, u. a. bei
Sportinfrastruktur und Bildung auch mit der Entwicklung virtueller eSport-
Angebote auseinandersetzen und dafür Antworten finden müssen.
8. Schwimmoffensive starten
Schwimmen ist nicht nur eine Form des Sports, sondern Basis für weitere
vielfältige Freizeitmöglichkeiten im und am Wasser. Wer nicht schwimmen kann,
ist nicht nur außen vor, sondern vor allem akut durch Badeunfälle gefährdet.
Eine ausreichende Anzahl von Schwimmstätten und flächendeckender
Schwimmunterricht in Bayern Leben retten. Wir wollen die Kommunen beim Bau,
Erhalt und Unterhalt ihrer Bäder und Seen unkomplizierter, umfangreicher und
nachhaltiger unterstützen. Kommunen brauchen außerdem mehr Mittel zur
Finanzierung von Aufsichtspersonal. Nur ausreichend viele und gut qualifizierte
Bademeisterinnen und Bademeistern ermöglichen einen sicheren Badebetrieb sowie
ein attraktives Angebot an Schwimmkursen.
In Zusammenhang mit dem Schulsport setzen wir uns dafür ein, dass tatsächlich
alle Schülerinnen und Schüler in der Grundschule schwimmen lernen. Dies soll
durch die verbindliche Vorgabe, dass alle Kinder das „Jugendschwimmabzeichen in
Bronze“ erwerben müssen, erreicht werden. Insbesondere an Grundschulen muss der
Freistaat entsprechend geschultes Lehrpersonal in ausreichender Zahl zur
Verfügung stellen. Die Inhalte der Lehreraus- und -fortbildung für das Fach
Sport als Didaktikfach, Unterrichtsfach und vertieftes Fach für die Sportart
Schwimmen sind dementsprechend anzupassen sowie ausreichend Mittel für
Nachqualifizierungsmaßnahmen bereitzustellen.
9. Ehrenamtliche fördern
Klebstoff unseres Breitensports ist das Ehrenamt. Ohne Helfer*innen, die meist
ohne jegliche finanzielle Entschädigung Mannschaften trainieren, Hallen
reinigen, Rasen mähen, Trikots waschen oder den Klub organisieren, gäbe es kaum
mehr lebendigen Vereinssport. Diese Arbeit verdient mehr Anerkennung. Wir wollen
daher attraktive Ehrenamtskarten, die beispielsweise ein vergünstigtes Nutzen
des ÖPNVs erlauben.
10. Nachhaltigere Sportstätten schaffen
Grüne Sportpolitik in den Kommunen ist vor allem nachhaltig. Die Kommunen sollen
durch geeignete Programme Energieeffizienz, Wassermanagement und Grünflächen an
Sportanlagen in allen öffentlichen und privaten Sportstätten fördern. Die
Kommunen sollen alle bisher installierten Kunstrasenplätze auf deren genaue
Zusammensetzung und auf mögliche Umweltrisiken hin überprüfen und gegebenenfalls
ersetzen.
Kommentare
Franz Bossek:
Grüße
Franz
Beppo Brem:
Beppo Brem: